„Einlaufen lassen“
Ich glaube es ist sinnvoll einmal zu erklären, was es damit eigentlich wirklich auf sich hat.
Das Einlaufen von Slotcarmotoren stammt aus der HiTech – Szene, wo die Motoren weit über 20 Ampere ziehen, Nenndrehzahlen jenseits der 250 000 rpm haben und vor allem rundherum offen sind
Nur ein Beispielbild, offener Motor aus der H0 - Szene, von Lifelike. DEN kann man bearbeiten !
– einmal wegen des Gewichts, dann wegen der besseren Service – Handhabbarkeit und wegen der besseren Luftverwirbelung / - Abführung.
Diese Motoren haben große, austauschbare Kohlen.
Um vom ersten Moment an das Optimum bis hin zum Maximum aus diesen Motoren heraus holen zu können, ist ein bestmöglicher Stromfluß das A und O.
Das ist aber nur möglich, wenn die Kohlen exakt und vollflächig und mit perfekt eingestelltem Druck auf dem Kollektor liegen ( der natürlich zu diesem Zwecke aufs Tausendstel rund gedreht sein muss, sonst bringt das alles nicht wirklich das Maximale.)
Um das zu erreichen werden die Kohlen schon einmal in einer entsprechenden externen Halterung vorgeschliffen, das heißt, sie werden auf den Durchmesser des zur Anwendung kommenden Kollektors herunter – und logischerweise auf dessen Radius eingeschliffen.
Sie liegen also beim Einbau in den Motor zum Zwecke des „Einlaufens“ schon voll am Kollektor an, und dann erfolgt die Feinstbearbeitung, genannt „einlaufen“.
Zweiter Grund für das Einlaufen : Reinigung.
Es ensteht logischerweise bei derart durch Elektro – Erosion belasteten Kollektor – Kohle – Kontakten ein immenser Abrieb. Der ist im Vergleich Vorher – Nachher bei Rennen eindrucksvoll sichtbar. Dazu kommt das beim Fahren ständig in Form von mikroskopischem Nebel hochgewirbelte Haftmittel, das natürlich auch in den Motor kriecht und sich perfekt mit dem ebenfalls mikroskopischen Abrieb vermischt.
Und das wiederum setzt sich sehr gut ab in den drei Fugen des Kollektors – wenn man nicht etwas dagegen tut. Dass ein Rennmotor nach jedem Rennen völlig zerlegt und akribisch gerinigt und vermessen wird ist klar. Und nach dem Zusammenbau wird er neu einlaufen lassen, das heißt, der restliche Feinstdreck wird herausgespült.
Öl :
Bei den Plastik – Slotracern ist Öl der verbreitetste Motorenkiller. Ganz einfach deshalb, weil es oft ohne Sinn und Verstand auf die Lager geträufelt wird.
Und das ist natürlich auf der Kollektorseite das Non - Plus – Ultra, denn dort entsteht ja die oben beschriebene Pampe !
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Ein Tropfen Öl aus einer feinen Kanüle auf einer Unterlage platziert, dort eine Stecknadelspitze eingetaucht, so dass man einen wirklch winzigen Tropfen Öl daran hängen sieht, das reicht.
Und vor allem dünnflüssiges Öl, das nicht verharzt. Also Uhrmacheröl zum Beispiel. Oder Hochleistungsöle, wenn man sie bekommt.
Und nun zu den Motoren, die man in der Plastikszene verwendet.
Starke Magnete ? Nein
Hohe Drehzahlen ? Nein
Hohe Amperezahlen ? Nein
Offene Gehäuse ? Nein
Austauschbare Kohlen ? Nein
Überhaupt Kohlen ? Nein
Exakt einstellbarer Federdruck der Kontaktstreifen - genannt „Kohlen“ :-))) Nein
Was ist in den Motoren des Typs „GO!“ / SCX compact drin ? Ein hauchdünner Blechstreifen, entweder zweimal geknickt damit nicht zu viel Fläche auf dem Kollektor liegt jedoch der Kollektor eher durchgerieben ist und die Knicke durch die Erosion Löcher haben – oder aus dem gleichen Blech dünne Streifen mitEnden, die bürstenartig aufgeschlitzt sind.
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Carrera GO!
Standard der Teppichrutscher - Motore
Gut, es wird sowieso kaum Strom übertragen. Aber man darf auch keine Leistung erwarten, wenn der Energiefluß derart reduziert wird.
Das ist etwa so wie wenn bis zum Hydrant C – Schlauch – Querschnitt verläuft und ab da dann der Waldbrand mit einem Gartenschlauch gelöscht werden soll :-((.
Und wie läßt man denn einen Motor, der lediglich maximal drei Löchlein von 1,5 mm Durchmesser hat, effektiv durchspülen und reinigen ?
Man legt ihn entweder in Flüssigkeit und nimmt in Kauf, dass zumindest eine Luftblase immer drinnen hängen bleiben wird oder man füllt ihn mit einer Spritze und legt ihn dann in die Flüssigkeit.
Fein. Der Motor löst durch die Verwirbelung beim Drehen den angesetzten Dreck. Und wie kommt der vollständig heraus ? Klar geht es. Indem man etwa zwanzig mal die Flüssigkeit wechselt. Aber zwischendurch nicht zu lange laufen lassen, sonst kommt ja wieder neuer Abrieb hinzu.:-)
„Ich habe den Motor wieder einlaufen lassen“...
Und was vorher daran gemacht ? Denn wieder einlaufen lassen ist ja nur aus zwei Gründen notwendig :
- penible Gesamtreinigung mit anschließender Neu – Ölung
- Austausch der Kohlen
Warum wohl hat dieser Motor eine so große Öffnung und das kleine Loch oben im Gehäuse ?
Über das Einlaufen lassen selbst lasse ich mich hier nicht aus, das wurde schon tausende male auf der Welt getan und beschrieben und jede Methode war die einzig wahre.
Nur eines : Kein Lösungsmittel nehmen, das stark flüchtig ist ! Es bildet im Motor Gase, und viele neigen dazu, den Motor aus der Flüssigkeit zu nehmen und dann nochmal "trockenlaufen" zu lassen.
Ein kleiner Abrissfunke am Kollektor......Ich habe schon Überaugenwülste ohne Bewuchs gesehen.
Außerdem ist solches Zeug sowieso nicht das Optimum. Meins ist besser.
Roland
UND WIEDER EIN BILD, DAS ICH DA NICHT HINGESTELLT HABE........