• „Einlaufen lassen“

    Ich glaube es ist sinnvoll einmal zu erklären, was es damit eigentlich wirklich auf sich hat.

    Das Einlaufen von Slotcarmotoren stammt aus der HiTech – Szene, wo die Motoren weit über 20 Ampere ziehen, Nenndrehzahlen jenseits der 250 000 rpm haben und vor allem rundherum offen sind

    945.S.jpg

    Nur ein Beispielbild, offener Motor aus der H0 - Szene, von Lifelike. DEN kann man bearbeiten :) !


    – einmal wegen des Gewichts, dann wegen der besseren Service – Handhabbarkeit und wegen der besseren Luftverwirbelung / - Abführung.

    Diese Motoren haben große, austauschbare Kohlen.

    Um vom ersten Moment an das Optimum bis hin zum Maximum aus diesen Motoren heraus holen zu können, ist ein bestmöglicher Stromfluß das A und O.

    Das ist aber nur möglich, wenn die Kohlen exakt und vollflächig und mit perfekt eingestelltem Druck auf dem Kollektor liegen ( der natürlich zu diesem Zwecke aufs Tausendstel rund gedreht sein muss, sonst bringt das alles nicht wirklich das Maximale.)

    Um das zu erreichen werden die Kohlen schon einmal in einer entsprechenden externen Halterung vorgeschliffen, das heißt, sie werden auf den Durchmesser des zur Anwendung kommenden Kollektors herunter – und logischerweise auf dessen Radius eingeschliffen.

    Sie liegen also beim Einbau in den Motor zum Zwecke des „Einlaufens“ schon voll am Kollektor an, und dann erfolgt die Feinstbearbeitung, genannt „einlaufen“.

    Zweiter Grund für das Einlaufen : Reinigung.

    Es ensteht logischerweise bei derart durch Elektro – Erosion belasteten Kollektor – Kohle – Kontakten ein immenser Abrieb. Der ist im Vergleich Vorher – Nachher bei Rennen eindrucksvoll sichtbar. Dazu kommt das beim Fahren ständig in Form von mikroskopischem Nebel hochgewirbelte Haftmittel, das natürlich auch in den Motor kriecht und sich perfekt mit dem ebenfalls mikroskopischen Abrieb vermischt.

    Und das wiederum setzt sich sehr gut ab in den drei Fugen des Kollektors – wenn man nicht etwas dagegen tut. Dass ein Rennmotor nach jedem Rennen völlig zerlegt und akribisch gerinigt und vermessen wird ist klar. Und nach dem Zusammenbau wird er neu einlaufen lassen, das heißt, der restliche Feinstdreck wird herausgespült.

    Öl :

    Bei den Plastik – Slotracern ist Öl der verbreitetste Motorenkiller. Ganz einfach deshalb, weil es oft ohne Sinn und Verstand auf die Lager geträufelt wird.

    Und das ist natürlich auf der Kollektorseite das Non - Plus – Ultra, denn dort entsteht ja die oben beschriebene Pampe !

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    Ein Tropfen Öl aus einer feinen Kanüle auf einer Unterlage platziert, dort eine Stecknadelspitze eingetaucht, so dass man einen wirklch winzigen Tropfen Öl daran hängen sieht, das reicht.

    Und vor allem dünnflüssiges Öl, das nicht verharzt. Also Uhrmacheröl zum Beispiel. Oder Hochleistungsöle, wenn man sie bekommt.


    Und nun zu den Motoren, die man in der Plastikszene verwendet.

    Starke Magnete ? Nein

    Hohe Drehzahlen ? Nein

    Hohe Amperezahlen ? Nein

    Offene Gehäuse ? Nein

    Austauschbare Kohlen ? Nein

    Überhaupt Kohlen ? Nein

    Exakt einstellbarer Federdruck der Kontaktstreifen - genannt „Kohlen“ :-))) Nein

    Was ist in den Motoren des Typs „GO!“ / SCX compact drin ? Ein hauchdünner Blechstreifen, entweder zweimal geknickt damit nicht zu viel Fläche auf dem Kollektor liegt jedoch der Kollektor eher durchgerieben ist und die Knicke durch die Erosion Löcher haben – oder aus dem gleichen Blech dünne Streifen mitEnden, die bürstenartig aufgeschlitzt sind.

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    Carrera GO!

    schlechteste Kontakte.jpg

    Standard der Teppichrutscher - Motore


    Gut, es wird sowieso kaum Strom übertragen. Aber man darf auch keine Leistung erwarten, wenn der Energiefluß derart reduziert wird.

    Das ist etwa so wie wenn bis zum Hydrant C – Schlauch – Querschnitt verläuft und ab da dann der Waldbrand mit einem Gartenschlauch gelöscht werden soll :-((.

    Und wie läßt man denn einen Motor, der lediglich maximal drei Löchlein von 1,5 mm Durchmesser hat, effektiv durchspülen und reinigen ?

    Man legt ihn entweder in Flüssigkeit und nimmt in Kauf, dass zumindest eine Luftblase immer drinnen hängen bleiben wird oder man füllt ihn mit einer Spritze und legt ihn dann in die Flüssigkeit.

    Fein. Der Motor löst durch die Verwirbelung beim Drehen den angesetzten Dreck. Und wie kommt der vollständig heraus ? Klar geht es. Indem man etwa zwanzig mal die Flüssigkeit wechselt. Aber zwischendurch nicht zu lange laufen lassen, sonst kommt ja wieder neuer Abrieb hinzu.:-)

    „Ich habe den Motor wieder einlaufen lassen“...

    Und was vorher daran gemacht ? Denn wieder einlaufen lassen ist ja nur aus zwei Gründen notwendig :

    - penible Gesamtreinigung mit anschließender Neu – Ölung

    - Austausch der Kohlen

    Warum wohl hat dieser Motor eine so große Öffnung und das kleine Loch oben im Gehäuse ?

    Camaro43 i.jpg

    Über das Einlaufen lassen selbst lasse ich mich hier nicht aus, das wurde schon tausende male auf der Welt getan und beschrieben und jede Methode war die einzig wahre.

    Nur eines : Kein Lösungsmittel nehmen, das stark flüchtig ist ! Es bildet im Motor Gase, und viele neigen dazu, den Motor aus der Flüssigkeit zu nehmen und dann nochmal "trockenlaufen" zu lassen.

    Ein kleiner Abrissfunke am Kollektor......Ich habe schon Überaugenwülste ohne Bewuchs gesehen.

    Außerdem ist solches Zeug sowieso nicht das Optimum. Meins ist besser. :phat: :phat: :phat:


    Roland


    UND WIEDER EIN BILD, DAS ICH DA NICHT HINGESTELLT HABE........

  • Der Anker ist nicht alt. Er war aus einem neuen, vorher noch keinen Meter ( zumindest bei mir als Kunden ) gelaufenem Motor. Der Motor lief mehrere Stunden unter verschiedenen Bedingungen. Zu Beginn in dem werkseitig eingepappten Fett, nach einer definierten Zeit dann im gereinigten Kopf. Das Ganze bei bei verschiedenen Spannungen, unterschiedlichen Belastungen, mit unterschiedlichen Spannungsquellen.

    Der Rotor sieht aus wie immer, da er keiner Abnutzung unterliegt. Er ist das Teil mit den drei drahtumwickelten ( in diesem Fall ) Paketen.

    Du meinst den Kollektor.

    Das Gesamte ist dann der Anker.

    Der Kollektor sieht ungebraucht genauso aus wie der auf dem Bild, nur ohne die Erosionsspuren und den Dreck in den drei Trennfugen.

    Bei Kontaktfedern mit "ordentlichen" Kupfergraphit - Kohlen entsteht da eine Spur in Breite der Kohlen - aber das dauert viel länger.

    The second mouse gets the cheese.

  • Ganz allgemeine Frage, ist mir eben aufgefallen:

    Heißt der Stromwender auf dem Läufer/Rotor eines Gleichstrommotors überhaupt Kollektor? Das lese ich immer wieder so hier im Forum, ABER ...

    Ich meine, der Stromwender hieße der Kommutator; con- oder com- = zusammen von lateinisch mutare = umwandeln, verwandeln, verändern (und den Kollektor gibt es im Motor überhaupt nicht - ein Kollektor ist z.B. einer der 3 Anschlüsse an einem Transistor - dieser Anschluß sammelt die vom Emitter ausgeschütteten Elektronen ein... ) Kollektor müßte auf gut deutsch Sammler bedeuten - aber diese Metalllamellen sammeln ja nichts ein, sondern verteilen den Strom auf jeweils die Ankerspule, die im geeigneten Augenblick optimal im Statormagnetfeld steht, um bei Rotor-Stromdurchfluß in eben diesem Augenblick die größtmögliche Magnetkraft auf den Rotor zu bringen...

  • Jahrzehnte lang wurde der Begriff Kollektor bei fast Allen Modellbauern und Co benutzt.

    ganz wichtige bestehen auf den neuen Begriff, was an seiner Funktion aber nichts geändert hat

    für mich ist es sehr erstaunlich wie gut und erstaunlich gleichwertig und langlebig die allermeisten Go-Motoren ihren Dienst verrichten, bis vor ein paar Jahren konnte man damit bei Pfuetzes ProNoMag noch auf das Siegertreppchen fahren

    schaut man auf Boros Porsche-Cup-Proxy, wie gut die liefern, knapp 30 Autos mit Standart-Go-Motoren hat mir die Leistungs Ausbeute durchaus gefallen

    ich komme aus dem h0-Slot

    wie oft dort die Kohlen völlig verölt ware und gebuzzelt werden mussten und hinterher neu geglättet waren sehr regelmäßige Arbeiten

    auch mir würden Kohlen im Go Motor besser gefallen, aber dann gäbe es noch viel viel mehr Motor-Probleme, als es jetzt gibt

    es kann ja mal wer andere Motor-Deckel für den Go-Motor bauen, dann aber mit von aussen wechselbaren Kohlen und Federn.

    evtl ein paar Grad trimmbar

    passender Kohlenandruck hat sich immer gut bemerkbar gemacht

    aber

    vorher gibt es so unendlich viele Punkte an den kleinen zB 143 Slot-Cars, wo es Leistung zu finden gibt

    hat eigentlich schon Jemand in Go-Karli und Co Motoren geschaut, ob dort Kohlen drin sitzen?

    cu, DerClaus

    Die Welt braucht mehr Ver-Rückte,
    seht
    was die Normalen aus Ihr gemacht haben

  • Im blauen GoKarli-Motor sind ab Werk anscheinend genau die gleichen Kommutatorfederbleche drin wie in den Standardmotoren. Wahrscheinlich besteht der einzige Unterschied zu den Standardmotoren darin, daß die blauen stärkere Stator-Dauermagnete haben.

    Mir war vor einiger Zeit mein GrafMinion stehengeblieben - da hatte ich schon vor ein paar Jahren einen blauen GoKARli eingesetzt und da waren zwischenzeitlich die Kupferbürsten so abgebrannt, daß er nur noch mit Vollgas zu betreiben war - anschließend war der Motor merklich heiß und es entströmte ein etwas angekokelter Geruch.

    Also habe ich aufgemacht, den Motor ausgebaut und das hintere Lagerschild geöffnet, und es zeigten sich die erwähnten, abgebrannten Kupferbürsten. Der Rotor selbst glänzte blank und sauber wie neu. Weil dieser Motor also in diesem Zustand unbrauchbar ist, habe ich "seufzend" einen neuen, blauen GoKarli-Motor eingesetzt; allerdings zeigte sich gleich beim ersten Testlauf schon wieder der altbekannte Funkenflug und so konnte ich mir ausrechnen, daß auch dieser Motor nicht lange halten würde, falls ich an der Motor-Außenschaltung alles beim alten ließe.

    Da fiel mir ein Kapitel aus meinem Elektrotechnik-Fachkundebuch ein - bei großen Industrie-Gleichstrom-Bürstenmotoren wird wohl unter großer Last die Bürstenstellung verdreht, so daß sich ein anderer Winkel der Bürsten zum Stator-Magnetfeld ergibt - weil sich bei großer Last offenbar auch die größte Stromstärke eben nicht genau senkrecht-waagrecht zu Bürstenposition/Statormagnetfeldrichtung einstellt, sondern verschiebt, das sorgt dann für Funkenüberschlag, starkes Bürstenfeuer - und dementsprechend heftigen Abbrand an Kommutatorlamellen und Bürsten. Natürlich ist das bei Industriemotoren ein ganz anderer Maßstab, aber das grundsätzliche Problem dürfte dasselbe sein.

    Ich nehme an, daß bei Bürstenmotoren im Modellbaubereich die Bürsten den Kommutator so großflächig berühren, daß die lastbedingte Winkelverschiebung der Übertragungszone fast immer im Querschnitt der Bürsten verbleibt. Den Rest müssen dann Entstörkondensatoren ausgleichen. Aber sobald die Belastung so groß wird, daß sich die Übertragungszone auch nach außerhalb der Bürsten-Berührzone verschiebt, gibt's die unerwünschten Funken.

    Um das Bürstenfeuerproblem an meinem Vampir-Racer in den Griff zu bekommen, habe ich noch einen zusätzlichen Kondensator parallel an die Motorkontakte angelötet - ich glaube, 22nF, wenn ich mich recht erinnere (ich müßte nochmal nachsehen) und eine der Drosselspulen ausgetauscht - und seitdem scheint Ruhe zu sein. Möglicherweise liegt das Bürstenfeuer auch an meinem parallelgeschalteten UV-Licht, das mit einer Diode gleichgerichtet ist. Aber für irgendwelche Lichtplatinen ist in der Karo leider kein Platz...

    Und an die Sache mit auswechselbaren Kohlen habe ich auch schon gedacht und mir dafür eine TK-Druckbleistiftmine 2H / 2mm gekauft, aus der ich dann entsprechende Kohlen anfertigen will. Die Lagerung will ich irgendwie so ähnlich machen wie bei den Bürstenführungen im Märklin H0-Motor der alten Bauart; dazu würde ich eine leergeschriebene alte Messing-Kulimine entsprechend ablängen, den GO!!!-Plastiklagerschild anbohren und dann aus alten Kugelschreiberfedern entsprechende Anpreßfedern machen ...aber gebaut ist da noch nichts, bis jetzt ist bloß die Mine da und der blaue GoKARli-Motor mit den abgebrannten Kupferbürsten; ein passendes Messingrohr muß ich noch finden. Vielleicht ist ja ein anderer schneller als ich... aber wenn ich den Motor umgebaut haben werde, werde ich garantiert berichten.

  • Faszinierend, dass hier jemand schreibt mit Kohlen im Go! - Motor gäbe es noch viel mehr Probleme.

    Deshalb haben wohl in allen anderen Maßstäben und Leistungsklassen inklusive H0 die Motoren Kupfer - Graphit - Kohlen.

    Weil die slotracer dort mehr Probleme haben wollen.

    Deshalb haben Lichtmaschinen und Anlasser Kohlen. Damit sie mehr Probleme machen.

    Na ja.

    The second mouse gets the cheese.

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