Baubericht Fantasieauto/Turbowankelauto

Baubericht Turbowankel-Auto

Neulich habe ich im Discounter-Grabbelregal vor der Kasse ein recht schräges HotWheels-Modell gesehen: Knight Draggin' - ein Ritter in chromglänzender Rüstung, auf einem einsitzig offenen lila-goldenen Auto, das einen Drachenkörper darstellen soll; angetrieben von einem merkwürdigen, kreisförmigen Motor mit turbinenähnlichen Lufteinlaßseiten und 4 Auspuffrohren je Seite nach oben raus. Ob das nun ein vollgekapselter Sternmotor oder eine Gasturbine oder speziell designter Wankelmotor sein soll, mag jeder für sich selbst beurteilen. Ich entscheide mich für den "multiplen Wankelmotor" und imaginiere, daß es sich um 8 parallelgesetzte Wankelmotoren mit gemeinsamer Achse handelt, die alle in zwei Auspuff-Fächer einigermaßen tangential ausblasen. Das sollte 'mal ein Hersteller ausprobieren, dieser Motor dürfte doch recht vibrationsarm sein, auch ohne Gegen- und Dämpfgewichte. Und ich spinne diese Motortheorie 'mal weiter: Weil die 8 Kreiskolben auf der Fahrzeug-Querachse rotieren, ergibt sich eine beachtliches Kreisel-Stabilisierungsmoment um die Querachse - d.h. je hochtouriger der Wagen fährt, desto eigenstabiler läuft er geradeaus, das erleichtert das Spurhalten auch bei starkem Seitenwind... Also ein ziemlich schräges Motorkonzept, und sehr wahrscheinlich ohne Vorbild in der Wirklichkeit (Man weiß zwar nie, was auf Daytona Beach so alles herumfährt - aber hellblaues Reifengummi mit goldenen Stacheln?!? Da hat bei Mattel die Fantasie mal wieder heftig zugeschlagen) und damit ein idealer Kandidat für ein maximal schräges Vehikel. Ich liebe solche Sinnlosmodifikationen... Aber den Chrom-Ritter setze ich nicht in's Cockpit, da bleibt der F1-Fahrer drin.

Das mechanische Grundfahrzeug ist ein Formel1 "Vodafone"- das war 'mal ein Fang aus der "Bucht", der zwar vom Lack her noch recht gut aussah, aber der Frontspoiler war schon verlorengegangen und einige aufgestelzte Zusatzflügelchen auf den seitlichen Luftansaugkästen auch - ist also garantiert kein Modell mehr für das Schauregal.

Damit die Speichenfelgen was hermachen, lackiere ich sie mit Chromlack. Also die Reifen abgezogen, ein passendes Papier im Achsabstand eingeschlitzt und zwischen Chassis und Felgen gesteckt, dann den Chromlack drüber. Die Speichenfelgen sind schön schwarz, also brauche ich nicht einmal schwarz zu grundieren.

Zunächst einmal habe ich untersucht, wo ich meinen "multiplen Wankelmotor" denn unterbringen könnte, weil er so groß ist. Natürlich soll diese chromglänzende Attrappe sehr gut zu sehen sein - und so kommt er genau dahin, wo auch der echte Modellmotor ist - mittig zwischen Fahrer und Hinterachse. Darum trenne ich die Lufthutze ab und säge mit der Laubsäge ein passendes, einigermaßen kreisförmiges Loch knapp innerhalb der hinteren Verschraubungs-Angußrohre in die Karosserie.

Das Motorgehäuse besteht aus dem Rand eines halbierten Kinder-Obstmus-Tütendeckels. (Interessante Form; so einen Deckel hatte ich auch schon für mein "Giftzwerg-Auto" als Turbinen-Lufteinlaß verwendet, und auch als Schaltnockenscheibe in meiner Vampirgruft...). Ich habe den Deckel symmetrisch auseinandergesägt, die zylindrischen Bereiche abgetrennt und die zwei Hälften mit Sekundenkleber zu einem trommelförmigen Gehäuse zusammengeklebt. Noch eine kleine halbrunde Aussparung vorne für den ehemaligen Überrollbügel, seitlich je eine Aussparung für die 2*4 Auspuff-Fächer, und eine schlanke Dreieckskerbe hinten für die scharf zulaufende, ehemalige Ansaughutze, und schon läßt sich diese Verkleidung über den Motor stellen.

Vorne war mir die F1-Karosserie zu dünn und zu spitz. Also habe ich 2K-Epoxi mit reichlich Microballs angerührt und darauf eine vorher passend zugeschnittene Kinderkram-Kaugummiautomatenkapsel festgeklebt. Damit der Fahrer anschließend aber wieder etwas von der Straße sehen kann, schneide und fräse ich eine tiefe Kerbe längs hinein.

Ich sehe gerade, daß die untere Karosserie-Aussparung um den Wankelmotor doch ein wenig groß geraten ist. Da werde ich mich noch nach einer geeigneten Abdeckung umsehen; vielleicht Alu-Fliegengitter oder Reste von einem alten Bratpfannen-Fettspritzschutzdeckel ...

Huch, ging das schnell. Nur noch lackieren, dann ist er fertig? Na ja, der Spalt in der Vorderkarosserie muß ja noch geschlossen werden: Ein 6mm breiter Streifen aus dicker Verglasungsfolie, den schneide ich in 8mm-Stücke und klebe ihn treppenweise zusammen. Außerdem wirkt der Heckspoiler hinter dem riesigen Motorgehäuse etwas mickrig, deshalb erhöhe ich ihn zum Doppelstock-Spoiler, mit einem vom letzten Umbau übriggebliebenen Heckspoiler von CARS Francesco Bernoulli.

Und jetzt brauche ich noch eine Lackidee.

Flipflop lilablau? Hmmm.... ist schon am 2*V8-Dragster.

Flipflop grünblau? Das scheidet auch aus, ist schon am HotRod 6.

Perlweißmetallic? ...wäre interessant: Das würde nicht so sehr vom Chrom ablenken und die eigenwillige Form betonen, und böte einen guten Kontrast zur schwarzen Strecke...

Nein, ich mache alles komplett silber (Revell Email 90) und setze ein paar Akzente (Motorabdeckung, einzelne Heckspoilerflächen) in titangraumetallic (Revell Email 91), lackiere zum Schluß mit Silberglitzerklarlack aus der Dose ("crelando metallic-Ambientelack") - den gab's 'mal vor Weihnachten beim Discounter. (Der war ursprünglich eine echte Enttäuschung, weil er nicht wirklich deckt. Aber mit einer guten Grundlackierung im gewünschten Metallic-Farbton wird das zum extremen Glitzer-Booster, noch heftiger als mit Perlweißmetallic). Gleich neben den "Multiplen Wankelmotor" kommen noch zwei "Chromblech-Abdeckungen", aus der Spiegelpappe einer Schaumkußverpackung geschnitten und mit Sekundenkleber befestigt.

Irgend eine Unterbodenbeleuchtung muß auch noch rein... und zwar eine UV-LeD 5mm, genau vor dem Motor platziert - dafür bohre ich da ein 6mm-Lichtfensterloch in den Boden. Die UV-Led wird direkt freitragend mit Vorwiderstand und Schutzdiode an die Schleiferableitungen gelötet, jeweils noch vor den Drosseln. Als Vorwiderstand 1kOhm (Verflixt, hier gibt's keine Schriftart "Symbol" für das Ohm-Omegazeichen) und an die LeD-Kathode noch eine kleine Diode als Verpolungsschutz. Farblich passend zum Licht lackiere ich Rückspiegel und Helm in Lila.

Ich weiß noch garnicht, wie der fährt, muß 'mal eine Bahn zum Testen aufbauen...