• Baubericht Carrera GO!!! Solarmobil
    Gleich einmal etwas Grundsätzliches vorweg: Um markenrechtliche Probleme mit Namen und Produkten zu vermeiden, vermeide ich in dem folgenden Baubericht die entsprechenden Produktnamen, soweit immer möglich. Falls dennoch irgendwelche Produktnamen auftauchen, so sind diese Namen das Eigentum der jeweiligen Firma und dienen in diesem Text ausschließlich der Gegenstandsbeschreibung. Ich hege keinerlei geschäftliche Interessen.
    Anhand meiner Bastelbilder dürfte es aber doch jedem erkennbar werden, worum es sich handelt... Und alle Bilder im diesem Beitrag habe ich höchstselbst mit meiner eigenen Digitalkamera geknipst, also habe ich auch alle Rechte an meinen Bildern.

    Dazu brauche ich folgende Werkzeuge und Materialien:
    - 1 schrottigen Formel1-Rennwagen aus dem Eigenbestand oder aus der Bucht; Marke und
    Baujahr sind vollkommen egal, nur gut fahren sollte er noch; ggf. Leitkiel und
    Schleiferbürsten austauschen
    - 1 kleiner Kreuzschlitzschraubenzieher zum Öffnen des Modells
    - 1 Spitzzange zum Plattbiegen, Festhalten usw. (wozu man sowas halt braucht)
    - Plastikreste (Blisterverpackung, Joghurtbecher, Spritzguß-Reste, Alltags-Kleinplastikmüll)
    - schnellen 5min.-Epoxi-Kleber (zweckmäßig in der Doppelspritze) mit geeigneter
    Mischwanne und Spatel
    - Microballs (Silikatpulver zur härtenden Beimischung in Epoxiklebemassen)
    - grobes Schleifpapier Körnung 40 zum Aufrauhen der Klebeflächen
    - Airbrushpistole & Kompressor, Lack silber (Revell 090), klarblau (Revell 752), klarrot (Revell 731)
    - O-Ringe aus dem Haushalts-Sanitärbedarf


    Alle Verklebungen werden mit 2Komponenten-Epoxidharzkleber gemacht, und immer wird in den angemischten Kleber sofort reichlich Microballs-Pulver mit eingerührt, bis sich eine sämige weiße Masse ergibt. Durch die Microballs wird der Epoxikleber gründlicher durchmischt, während des Anmischens dünnflüssiger als ohne Microballs, und außerdem im ausgehärteteten Zustand deutlich härter und gleichzeitig leichter, weil die Microballs hohl sind. Obendrein braucht man insgesamt weniger Kleber, weil die Microballs das Volumen vergrößern.
    Als Fahrgestellspender dient ein beliebiger Formel1-Wagen, der in seinem bisherigen Fahrzeugleben auch gerne deutliche Zweikampfspuren davongetragen haben darf. Hauptsache, das Modell fährt noch gut!

    Das ist also das Baumaterial: das Carrera GO!!!-Fahrgestellspendermodell - hier ein Mercedes F1 "David Coulthard" aus der Anfangszeit der "GO!!!".

  • Bevor jetzt alle schreien "Aaargh, wie kannst du so eine Rarität verhackstückeln und zerbasteln?" sage ich nur, daß ich erstens dieses Modell auch noch in vollständigem Zustand besitze, d.h. einschließlich Frontflügel; und außerdem habe ich den hier gebraucht für etwa 2,60€ einschließlich Versand aus der Bucht gezogen - also was soll's.
    Zuerst einmal wird das Modell in sämtliche Einzelteile zerlegt. Der Fahrer wird mit der Laubsäge vorsichtig herausgetrennt, denn er soll viel weiter nach vorne, damit hinten schön viel Platz ist für die "Solarmodule", und für diese trenne ich die gesamten Aufbauten ab, also vor allem die Luftansaughutze, und das etwas nach oben ausgebuchtete hintere Karosseriedach. Der Fahrer bekommt ein neues Cockpitloch ganz weit vorne über der Vorderachse, dafür wird die Karosserienase mit einem 4mm-Handbohrer vorsichtig zwischen den Vorderrädern durchbohrt und dann mit Kleinbohrmaschine und Zylinderfräser vorsichtig soweit aufgerieben, bis der Rennfahrer genau hineinpaßt. [Na klar, hinten muß ja die superteure Silberzink-Hochleistungsakkubatterie rein!?! Mercedes hat 1994 übrigens tatsächlich mal so ein Solarmobil gebaut: Mercedes alpha real - mit einer solchen Akkubatterie drin. Aber Bilder davon stelle ich hier nicht rein, damit ich keine Copyrightprobleme kriege; das kann jeder selber im Internet nachsehen. Immerhin bleibt das Modell seiner Marke treu! ;) Außerdem habe ich dieses Modell nur aus der Erinnerung nachempfunden, es sieht also nicht ganz genauso aus wie das Original.] Ach Quatsch, natürlich wird das hier ein ganz normales Slotcar)

  • Der Fahrer wir nur genau eingepaßt und kommt erst ganz zum Schluß wieder rein, sobald alle Lackierarbeiten beendet sind.
    So ein Solarfahrzeug muß peinlich sorgsam mit seinem Energievorrat umgehen, denn Akkubetrieb bedeutet (auch heute noch) geringe Reichweiten. Darum hat das Solarmobil Reifen mit dem geringstmöglichen Rollwiderstand, nämlich schmale Reifen mit rundem Querschnitt. Darum baue ich alle Räder auf O-Ring-Bereifung um.

  • Links im Bild eine bearbeitete Vorderradfelge, rechts eine originale; beide mit den O-Ringen, auf denen sie später laufen sollen. Um diese Nut zu bekommen, habe ich die Felge auf den Reitstock für Kleinbohrmaschinen-Trennscheiben geschraubt und mit der Flachfeilenecke eingedrechselt. Immer gegen die Drehrichtung drechseln und Aufpassen, denn das weiche Plastikmaterial geht sehr schnell weg - ruckzuck ist die Felge zu klein! Zum Glück hatte ich noch ein paar übrig von früheren Bastelarbeiten.
    An den Hinterfelgen ist das mit dem Bohrmaschinen-Reitstock nicht möglich, weil das Nabenloch nicht durchgeht. Darum ziehe ich zum Nutfräsen die Hinterfelgen von ihrer Achse ab und presse sie auf eine ledige Achse, die ich anstelle des Trennscheiben-Reitstocks einspanne.
    Vorne kommt Größe R-06 drauf, hinten Größe R-08. (Ich hatte da 'mal ein Set beim Discounter gekauft).

  • Aber leider liegen die serienmäßigen Vorderachshalter zu hoch am Fahrgestell, so daß die neuen, sehr schmalen Niederquerschnitts-O-Ring-Reifen die Fahrbahn jetzt nicht mehr berühren können. Also habe ich die "Querlenker"-Streben mit dem Elektronikseitenschneider bündig von den Windabweisern und Achslagerscheiben abgezwickt und mit je einem Distanzstück aus 4mm-Kabelkanalrest-ABS seitlich an den Schleiferkasten geklebt - und schon kommen die Vorderreifen wieder auf die Straße.

  • Die Karosse wird zur Stabilität wieder auf das Fahrgestell geschraubt. Kurz vor der Mitte des Cockpitlochs wird die Oberplatte mit dem Micro-Gasbrenner auf einer Linie aufgeweicht, dann in die Nase der F1-Karosse eingehakt, über der Karosse hinten nach unten gebogen und bis zum Erkalten festgehalten.
    Jetzt nur noch die Oberseite der F1-Karosse und die Unterseite der Solarzellenträgerplatte mit 40'er Schleifpapier aufrauhen, 2K-Epoxi & Microballs anrühren und beides zusammenkleben. Prüfen, ob die Ausrichtung stimmt... und sobald die beiden Teile fest zusammen sind, wird die Karosserie aufgesetzt und geprüft, ob das Kronrad sich auch noch unter der Solarplatte drehen kann: Ja, das wird knapp. Aber nach ein wenig Ausreiben mit dem Kugelfräser läuft das Kronrad wieder berührungsfrei. Noch eine kurze Testfahrt und schon ist das Modell lackierbereit; aber vorher kommt der Fahrer nochmal raus.

  • Die gesamte Oberfläche wird mit feinem Schleifpapier gleichmäßig rauhgeschliffen. Dann folgt eine gleichmäßige Lackierung in alusilber, Revell 90. Sobald der Lack trocken ist, wird die gesamte Aluminiumfläche mit Kreppklebeband abgedeckt und der Solarzellenbereich mit dem Skalpell ausgeschnitten und freigelegt. Nun wird gesprüht:
    - eine gleichmäßig flächige Schicht klarblau (Revell 752)
    - eine Sprenkelschicht klarblau (Revell 752)
    - eine Sprenkelschicht klarrot (Revell 731).
    Die Sprenkel imitieren den unregelmäßigen lilablaumetallischen Scherbensplittereffekt, wie er für multikristalline Solarzellen so typisch ist. Bei den Sprenkelvorgängen muß man genau darauf achten, daß man nicht zu viel aufsprüht, weil zuviele einzelne Tropfen dann wieder zu einer geschlossenen Schicht zusammenfließen, und der Sprenkeleffekt ginge verloren. Unmittelbar nach dem letzten Sprenkeln - also solange der Lack noch feucht ist - muß die Abklebung entfernt werden, damit sich keine unschönen Reißkanten bilden. Nachdem die Lackierung gut durchgetrocknet ist, wird die ganze Karosserie mit glänzendem Klarlack übersprüht. Anstreichen mit einem Pinsel ist bei gesprühten Untergründen riskant, weil die gesprühten Lackfarbschichten äußerst dünn sind und schon die mechanische Steichbewegung des Pinsels in Verbindung mit dem im Lack enthaltenen Lösemittel ausreicht, eine eigentlich fertige Lackierung wieder anzulösen und zu verschmieren!
    Nach der ersten Klarlackschicht habe ich die Randbegrenzungen der Solarpanele noch mit 1mm breiten, selbstklebenden Metallic-Chromzierstreifen eingerahmt; so verschwinden auch letzte Unschärfen an den Solarpanelrändern. Dann kommt noch eine abschließende Schicht Klarlack, um die Klebestreifen zu versiegeln; und hinten am Modell habe ich noch Brems- und Blinkleuchten mit einem feinen Pinsel angemalt.
    Ganz zum Schluß wird die Fahrerfigur eingeklebt.

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