Seit kurzem bin ich stolzer Besitzer einer Carrera Digital132 Bahn und wollte hier als Blick über den Tellerrand mal einen kleinen Erfahrungsbericht mit einigen Vergleichen zur GO & Evolution bringen. Ein paar Bemerkungen habe ich von einem anderen Digital132-Fahrer zitiert.
Aufbau
Da es das gleiche Schienenmaterial ist, ist der Aufbau genauso einfach (oder schwierig) wie bei einer Evolution Bahn - also viel mühseliger als bei der GO. Genauso wie für Holzbahnen gilt: keine kurzen Geraden zwischen den Kurven verbauen. Was für die GO prima klappt, ist für die 1:32er beim sliden absolut tödlich. Zum Thema Evo-Aufbau hat indyslot auch schon einige Bemerkungen gemacht: https://www.carrera-go.info/viewtopic.php?t=6134
Streckenlänge
Damit man überhaupt halbwegs vernünftig fahren kann, sollte die Bahn über 10m lang sein. Ich habe gute 15m verbaut und finde sie noch viel zu kurz. 20-30m Streckenlänge würden wohl optimal sein, aber wer hat schon so viel Platz? Außerdem sollte man sich gleich mit genügend K2/K3/K4-Kurven eindecken, damit es interessanter wird. Nur K1/60-Kurven sind genauso (un)interessant wie bei der GO nur K1/90-Kurven.
Weichen
Davon bin ich wirklich beeindruckt. Die schalten so schnell und zuverlässig, so daß man sich die sofort für die GO wünscht. Selbst direkt hintereinander fahrende Fahrzeuge nehmen nicht den gleichen Weg (außer es ist gewollt). Ich habe auf 15m 3 Weichen eingebaut und halte einen Richtwert von 5m Strecke pro Weiche für angemessen. Aber auch da muss man erst mal "lernen" auf welcher Spur welche Weiche kommt (außer man hat nur Dopplweichen).
Fahrzeuge
Die fahren ähnlich wie EVO-Fahrzeuge. Durch die "Rückholfedern" der Leitkiele sliden sie etwas später als normale EVO-Fahrzeuge. Die Programmierung der Fahrzeuge ist (nach etwas Übung) sehr easy. In wenigen Sekunden kann man alle Parameter einstellen (Reglernummer, Höchstgeschwindigkeit, Bremswirkung, Tankinhalt, Licht). Neue Digital132 Fahrzeuge fahren auch auf der Pro-X und Evolution.
Wireless Regler
ZitatWas mich ein wenig geärgert hat:
Die Wireless Regler brauchen Sichtkontakt zum Empfänger. Damit meine ich, dass die Regler so gehalten werden müssen, dass sie eine gedachte Linie zum Empfänger bilden. Am langen Arm hängen lassen is nich, dann stottern die Wagen. Ein wenig erträglicher wird es, wenn man möglichst im Dunkeln fährt. Da ich die Bahn auf eine Platte gelegt hatte, war kein Kontakt möglich, sobald der Regler am langen Arm und somit unter der Platte gehalten wurde. Noch doofer, wenn man die Weichen mit der linken Hand schalten möchte. Einen richtigen Knackpunkt gibt es nicht. Zudem darf der Empfänger wohl nicht höher stehen darf, als die Sender, musste ich die Flasche hinlegen, damit mein Sohnemann fahren kann. Eine wichtige Sache noch: Der Drücker hat eine viel zu kräftige Feder und der montierte Knopf ist alles, aber leider nicht ergonomisch. Nach 60 Minuten fiel mir der Daumen ab, mein Sohn fuhr abwechselnd links und rechts
Handregler
Die zu kräftige Feder und der "Schalter ohne Druckpunkt" gilt auch für die Standard Handregler mit Kabel. Selbst wenn man die Feder etwas "ausleiert", muß man noch kräftig drücken - wer da noch laschere Federn einbauen kann, sollte das tun. War das eigentlich bei den Pro-X Reglern auch so? Die sind nämlich technisch baugleich.
Programmierung
Die Programmierung ist nach etwas Übung wirklich sehr einfach. Das tolle: Man kann für jedes Fahrzeug eine individuelle Höchstgeschwindigkeit, Bremswirkung und Tankinhalt in 10 Stufen einstellen. Diese Einstellung bleibt immer erhalten bis sie wieder geändert wird. Zum Üben mit meinem Sohn habe ich die Geschwindigkeit auf Stufe 2-3 eingestellt.
Crashs
Die Crashs mit 1:32 Fahrzeugen sind wegen des Eigengewichts natürlich heftiger. Eine Regel sollte man sofort lernen: Wenn man mal eben nicht fahren will (um z.B. ein anderes Fahrzeug wieder einzusetzen), muß man UNBEDINGT SOFORT sein Fahrzeug von der Bahn nehmen. Ansonsten rauscht einem postwendend jemand ins Heck - das ist auf die Dauer teuer. Auch sollte man nicht versuchen auf Höhe einer Weiche zu überholen - das gibt garantiert Blechschaden.
Ghost Cars
Jedes Fahrzeug kann auch als Ghost Car programmiert werden, was dann selbstständig seine Runden dreht und dabei auch öfter die Spur wechselt. Auch diese Programmierung ist ruckzuck gemacht und bleibt ewig erhalten, wenn sie nicht geändert werden soll. Die Anzahl der Ghost Cars ist theoretisch nur durch die Leistung des Trafos begrenzt. Je nach Anzahl der echten Fahrer kann man gut 1-3 Ghost Cars fahren lassen - macht irre Spaß.
Rennen
Wie ein Rennen mit Zeitmessung aussieht, kann ich leider noch nicht sagen, da es den Rundenzähler und auch die Erweiterung für Cockpit erst demnächst geben wird. Aber alleine schon das ständige Spur wechseln und überholen hat meiner family einen riesigen Spaß gemacht. Wir sind zu dritt mit 2 Ghost Cars gefahren und wurden nicht müde uns zu beharken - echt super. Selbst mit funktionierende Zeitmessung wird man die Digital-Rennen aber nicht mit den Rennen einer "normalen" 2-8 Spur Bahn vergleichen können - es ist ein total anderes Fahren. Ein Vorteil: es muß nicht jeder auf jeder Spur fahren, da es diese Einteilung nicht gibt. Sinn machen hier mehrere Läufe mit evtl. vorheriger Qualifikation. Noch ein Vorteil: die Einsetzer können ein abgeflogenes Fahrzeug auf "irgendeiner" Spur wieder einsetzen - aufgeregte "blau blau blau" Rufe entfallen.
Fazit
Man kann eine Digitalbahn vom fahren nicht mit anderen Bahnen vergleichen. Man kann die verschiedenen Slot-Bahnen sicher noch weiter aufgliedern, ich würde die Digital132 als 3. Slot-Variante sehen:
1. Fahren mit Magnet auf Kunststoff oder Holz
2. Fahren ohne Magnet auf Kunststoff oder Holz
3. Digital fahren
Um eine Digitalbahn voll auzunutzen sind 3-6 Fahrer sinnvoll, mit den Ghost Cars kann man das aber auch schön simulieren. Auch für "Aleinfahrer" eine prima Sache, bei der es mehr um den Spaß als um die letzte Hundertstel Sekunde geht.
Kauftipp
Für alle die sich (aus welchen Gründen auch immer) ein Carrera 1:32 Fahrzeug holen wollen, sollten sich gleich die Digital132 Variante davon holen. Die Fahrzeuge können auf Digital132- und normalen Analog-Bahnen fahren und sind meist nicht viel teurer als reine Evo-Fahrzeuge. Und wenn man dann mal auf einer Digital132 oder Pro-X fahren möchte, hat man gleich die passenden Fahrzeuge.